Der Brunnen des Überflusses, der Tradition und der Gemeinschaft
In der kleinsten Stadt Frieslands steht ein Brunnen von großer Bedeutung: der Kiebitz. Wie eine Totempfahl stapeln sich die Symbole aufeinander. Das Kunstwerk erzählt eine Geschichte über Gemeinschaft, Kultur und Geschichte, ähnlich wie die Totempfähle der nordamerikanischen Indianer. Was werden zukünftige Historiker über Sloten und Friesland lernen, wenn sie den Brunnen „lesen“?
Ein Mädchen steht auf den Schultern eines Jungen. In ihrer Hand hält sie einen Vogel. Es ist ein Kiebitz. Die Füße des Jungen ruhen auf einem unordentlichen Stapel Eimer, Kanister und Bottiche. Ein ruhiger Wasserfluss plätschert über den Stapel. Wer durch Sloten spaziert oder radelt, wird mit Sicherheit auf den Kiebitz stoßen, den bronzenen Brunnen, der von den Künstlern Lucy und Jorge Orta entworfen wurde.
Das unendlich fließende Wasser
Das Ehepaar ist bekannt für Kunstwerke, die gesellschaftliche Themen wie Nahrung, Wasser oder Umweltprobleme behandeln. Auch der Kiebitz enthält Verweise auf diese Themen. Die Eimer, Kanister und Bottiche zeigen, dass wir hier im Überfluss Wasser haben, während es in anderen Teilen der Welt knapp ist. „Das Wasser fließt endlos“, sagt Lucy Orta selbst. „Es füllt die Eimer und Behälter und fließt weiter zum nächsten. Als ob das Wasser nie versiegt.“
Eine Zukunft für den Kiebitz
Aber der Sloten-Brunnen enthält noch weitere Verweise. Der Kiebitz knüpft an die alte friesische Tradition des „Aaisykjen“ an, dem Sammeln von Kiebitzeiern. Diese Tradition ist heute verboten, da die Zahl der Kiebitze seit Jahren stark zurückgeht. Die Kinder im Brunnen lassen den Kiebitz daher frei. „Der Vogel erinnert uns an die Vulnerabilität unseres Ökosystems und den Rückgang von Tierarten“, sagt Jorge Orta.
Die enge Gemeinschaft
Der dritte Verweis ist vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich, aber er trägt eine schöne Botschaft in sich. Der Kiebitz trägt einen goldenen Schlüssel im Schnabel. Dies symbolisiert Sloten und seine enge Gemeinschaft. So erzählt der Brunnen drei Geschichten. Über die Natur und die Stadt, über Überfluss und Knappheit und über damals und heute.